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Website Thomas Abel

Das Grab des Pontius Pilatus in Pachten?

Gemälde von Nikolai Nikolajewitsch Ge, 1890: Pontius Pilatus und Jesus nach Joh 18,38

Einer mündlichen Überlieferung nach soll sich das Grab des Pontius Pilatus an der mittleren Saar bei Dillingen befindet. Dies ist zwar vermutlich eine Legende, doch der historische Hintergrund könnte durchaus der Realität entsprechen. 

Der römische Reichsbeamte Pontius Pilatus lebte und wirkte in den Jahren 26–36 n. Chr. als Präfekt (»Landpfleger«) in der Unruheprovinz Judäa. Er war aus dem römischen Ritterstand  (ordo equester) und amtierte in Judäa, das damals noch einen Teil der Provinz Syria bildete und daher als Protektorat keinen eigenen Provinzstatus hatte. 

Pilatus war Statthalter ihn als Hegemon zu bezeichnen ist aber nicht korrekt. Er war durch den Prätorianerpräfekt Seianus eingesetzt worden, der belegt judenfeindlich war.

Pilatus war es, der Jesus Christus zum Tod am Kreuz verurteilte. Nicht nur alleine deshalb wurde er aber von seinem Amt abberufen.

Im Sommer 36 n.Chr. ging Pontius Pilatus mit äußerster Brutalität gegen die Einwohner Samarias vor. Er wurde daraufhin von seinem Vorgesetzten, dem Statthalter von Syria L. Vitellius (dem Vater des späteren Kaisers) abberufen und nach Rom geschickt. 

Unter anderem wurde ihm in der Anklage vorgeworfen, sich am Tempelschatz bereichert zu haben und auf Staatskosten eine Wasserleitung zu seinem privaten Haus gelegt zu haben. Philo von Alexandria spricht von Bestechung, Gewalttätigkeit, Zügellosigkeit, Raub und anderen schweren Vergehen.

Es gab damals scheinbar nur wenige Gegenden im Imperium um einen römischen Statthalter zu bestrafen. Im Unruheherd Palästina war er ja schon - und das wurde ganz und gar nicht als Belohnung angesehen!

Der Legende folgend kam so Pilatus von Rom aus nach Pachten bei Dillingen im Saarland, wo er im Jahr 41 durch Selbstmord starb. Er stürzte sich, so die Legende, in sein Schwert und wurde so begraben, wie er aufgefunden wurde: nämlich auf »Maul und Nas'«.

Christus vor Pilatus, Gemälde von Mihály von Munkácsy, 1881

Was die Formulierung »auf Maul und Nase« betrifft, dürfte dies die Erklärung sein: Man fand bei Freilegung römischer Gräber einen nicht mehr identifizierbaren Steintorso bäuchlings in der Erde liegend; die Situation unterstützt die These von Selbstmord durch das eigene Schwert.

Noch heute hört man angeblich nachts im Haibachtal bei Pachten seinen Ruf: »Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten.«

Als einzige »nichtgöttliche« Person neben der Jesus-Mutter ist er im apostolischen Glaubensbekenntnis namentlich genannt. »Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben« heißt es da.

Wie bereits oben erwähnt ist historisch verbürgt, dass Pilatus später bei der kaiserlichen Verwaltung in Ungnade fiel. Wahrscheinlich waren finanzielle Unregelmäßigkeiten der Hauptgrund. Jedenfalls wurde er nach Rom zitiert, um sich dort zu rechtfertigen. 

Der Legende nach hat man ihn danach verbannt, einer Version zufolge in den Ort Pachten im Saarland, der zur Römerzeit »Contiomagus« hieß.

Der Ort ist keltisch-römischen Ursprungs. Das »Vicus Contiomagus« war in gallorömischer Zeit ein regionales Zentrum an der Kreuzung zweier wichtiger Fernstraßen von Metz nach Mainz und von Trier nach Straßburg. 

Christus vor Pilatus, Gemälde aus dem Jahr 1525 von Ludovico Mazzolino, (1480-1528

Um 275/276 wurde »Contiomagus« im Laufe der germanischen Invasion zerstört. 

Einzelfunde römischen Ursprungs sind seit Langem bekannt, systematische Ausgrabungen begannen jedoch erst im 20. Jahrhundert. Grabungsfunde sind im Museum Pachten zu sehen.

Zwar erheben weitere Ortschaften in Europa denselben Anspruch, doch für den heutigen Stadtteil von Dillingen spricht, dass selbst eine blühende Fantasie nicht ohne Grund darauf verfallen sein kann, einen so kleinen und unbekannten Ort als letztes Domizil des Verbannten zu nennen.               

Bis in die heutige Zeit jedenfalls werden die Pachtener Bürger von einigen ihrer Nachbarn »Pilatus-Brüder« genannt. 

Nachgewiesen ist dies jedoch nicht. Es handelt vielmehr wohl um eine Legende. 

Auch über Pilatus’ Geburtsort entstanden zahlreiche Legenden. Ausgehend von der möglichen samnitischen Herkunft wird in dem kleinen Ort Bisenti in der Provinz Teramo in den Abruzzen östlich von Rom ein antikes Haus als sein Geburtshaus ausgegeben. 

Wesentlich ergiebiger sind die Legenden um seinen Sterbeort. Es existieren in verschiedenen Städten Europas legendarische Überlieferungen, die sie als Sterbeort des Pilatus ausweisen. Die »Legenda aurea« aus dem 13. Jahrhundert erwähnt verschiedene Versionen:

Am bekanntesten dafür sind die südfranzösische Stadt Vienne, Dorthin habe ihn Kaiser Caligula verbannt, In Vienne soll er, wie auch in der oben geschilderten Legende, Selbstmord begangen haben. Nach einer anderen Legende ist nur sein Leichnam nach Vienne gelangt. 

Das angebliche Grabmal des Pontius Pilatus bei Vienne, Südfrankreich, (Grafik von Josef Resch, 1867)

Als weiterer Sterbeort wird der Berg Pilatus bei Luzern in der Schweiz genannt. Dort soll er im Pilatussee seine letzte Ruhestätte gefunden haben, nachdem der Leichnam in Rom, Vienne und Lausanne Unheil gebracht haben soll.

Der Pilatussee ist ein sagenumwobener, ehemaliger See auf einer Höhe von 1548 m ü. M. beim Pilatus-Bergmassiv bei Luzern. Der See fiel im Mittelalter trocken. An der Stelle befindet sich heute ein Hochmoor mit offener Wasserfläche.

Die Namen von Bergmassiv und See haben allerdings nichts mit der Person des Pilatus zu tun, leiten sich von lat. »pila«,→ ›Pfeiler/Strebe‹ ab, und wurden erst seit dem späten Mittelalter so genannt.

Weitere »Pilatuslegenden« oder »-hinweise« findet man in Spanien (Sevilla, Tarragona) und Italien (Pilatusschloss in Nus bei Aosta). Dorthin soll Pilatus eine Reise von Vienne aus unternommen haben.

Genannt werden  ferner Sutri, der Lago di Pilato und die Insel Ponza in Italien. Weiterhin werden genannt: Österreich (Thiersee), Schottland (Fortingall) und auch Deutschland (z. B. das oben beschriebene Pachten bei Saarlouis im Saarland und Forchheim bzw. Hausen in Oberfranken).

Jeder soll für sich selbst entschieden, inwieweit für ihn etwas nachweisbar oder um es sich um eine Legende handelt.


Quellen: de.wikipedia.org;  carnuntum.at; heiligenlexikon.de;