Wer möchte hier nicht begraben sein? Von Rebstöcken umgeben, mit schöner Aussicht ins Moseltal und auf die damals weitläufige Villenanlage von Nennig mit den beiden Tumuli auf der gegenüber liegenden Moselseite, konnten sich die römischen Gutsherren von Bech-Kleinmacher kaum eine schönere Grabstätte suchen.
Wie prächtig wohl ihre Wohnstatt zu Lebzeiten ausgesehen haben mag? Auf jeden Fall wurde hier Wein angebaut, denn im Ortskern nahe der Kirche und neben dem Friedhof ist unter einem modernen Schutzdach der Gewichtsstein einer römischen Kelter zu sehen.
Der Gallo-römische Grabtempel befindet sich oberhalb des Weindorfs Bech-Kleinmacher inmitten der Weinberge auf dem sogenannten »Frieteschwengert«. Es liegt auf einem Felsen hoch über dem Moseltal und ist weithin sichtbar.
Beschreibung
In der gallischen Provinz an der Mosel war es für wohlhabende Landgutbesitzer üblich, sich weithin sichtbare Grabdenkmäler oberhalb des Moseltals errichten zu lassen. Die Grabkammern selbst lagen unterirdisch in den Weinbergen. Weithin sichtbar ragten die auffälligen Grabtempel im römischen Stil über die Weinberge.
So boten die Tempel eine großartige Aussicht über das Moseltal, was in der gallo-römischen Kultur sehr geschätzt wurde. Außerdem dokumentierten die kleinen Tempel prestigeträchtig den Reichtum der hier bestatteten Familie.
Dieser Brauch, sich aufwendige Grabmäler setzen zu lassen, war im gesamten römischen Reich verbreitet. Der Brauch wurde auch von den wohlhabenden romanisierten Einheimischen im Moseltal übernommen, so dass in der Region ebenso wie an den Nebenflüssen der Mosel diese typischen Grabtempel zu finden sind.
Zu nennen sind hier zum Beispiel der Grabtempel »Grutenhäuschen« (Grut →Grotte) bei Igel und den Doppelgrabtempel bei Nehren (im Landkreis Cochem-Zell). Alle drei geben auch dem heutigen Besucher einen guten Eindruck davon, wie wichtig nach römischem Verständnis die Repräsentation, aber auch der sorgfältig ausgesuchte Ort für die Bestattung waren. Wohlhabende Römer schätzten die angenehme Wohnlage und wollten auf dieses Privileg auch über den Tod hinaus nicht verzichten.
Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher wurde von einer reichen einheimischen Winzer- und Weinhändlerfamilie errichtet. Aufgrund der Produktionsmarken der gefundenen Mauerziegeln, die das Zeichen »IOVANI« trugen, datiert man den Bau des Grabtempels in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Christus. Gestützt wird diese zeitliche Einordnung durch Funde von Ton- und Glasscherben, Münzen und Kleinfunden. Damit konnte nachwiesen werden, dass es sich hier um einen spätantiken Bau handelt.
Interessant ist die Positionierung des Grabtempels: Er befindet sich genau in der verlängerten Mittelachse der am anderen Ufer gelegenen römischen Villa Nennig, so dass hier ein Zusammenhang zumindest nicht ausgeschlossen, allerdings auch nicht nachgewiesen werden kann.
Die Besitzer der Villa Nennig waren extrem wohlhabende Landgutbesitzer, denen weite Teile des umliegenden Landes gehörten. Somit auch mit einiger Sicherheit auch Weinberge an der nahe gelegenen Mosel. Dass sich die dort seit Jahrhunderten ansässige Familie im 4. Jahrhundert einen Grabtempel oberhalb der Mosel errichten ließ, ist nicht weit hergeholt. Leider ist die Identität der dort bestatteten Personen nicht überliefert, so dass es sich hier lediglich um Spekulation handelt, zumal bei der Römervilla von Nennig zwei Tumuli existent waren (einer ist heute noch erhalten, der 2. Tumulus wurde inzwischen eingeebnet). Zwar stammen sie aus der Keltenzeit, aber sie wurden von den Römern mit einiger Sicherheit als Grabstätte genutzt.
Der zweigeschossige Grabtempel von Bech-Kleinmacher enthielt im unteren Teil eine Grabkammer mit Tonnengewölbe, die entsprechend der damaligen Gepflogenheit mit bunten Fresken bemalt war. Der Boden war weiß gekalkt.
Oberhalb der Grabkammer erhob sich der Grabtempel mit einer Säulenvorhalle, von der man – wie von einer Terrasse – einen prachtvollen Ausblick über das Moseltal bis nach Nennig hatte. An der Rückseite des Tempels, zum Weinberg hin, befand sich ein gemauerter und überwölbter Gang, der Zugang zur Grabkammer bot.
Der Grabtempel blieb nicht lange erhalten. Während der Völkerwanderung wurde er im 5. Jahrhundert zerstört, wobei auch viel von der ursprünglichen Ausstattung verloren ging. Als die Franken im 6. und 7. Jahrhundert die Region besiedelten, bauten sie das Gebäude zum Teil wieder auf und nutzten es, wobei sie zahlreiche Funde hinterließen. Allerdings ist heute die Nutzung des Gebäudes in fränkischer Zeit unbekannt.
In den Jahren 1986-1989 wurde der Tempel archäologisch untersucht. Dabei kamen auch die oben erwähnten fränkische Funde zum Vorschein. Unter anderem wurden mehrere hundert spätmerowingische Tongefäße und zwei sehr seltene Silbermünzen aus den Jahren 680 und 720 freigelegt.
Eine dieser Münzen war ein angelsächsisch-friesischer »Sceat«. Daneben brachten die neuen Untersuchungen auch römische Bronzemünzen zum Vorschein, die möglicherweise von den Franken wiederverwendet wurden.
Einer der fränkischen Kleinfunde ist ein gleicharmiges Bronzekreuz. Der Fund ist Beleg dafür gilt, dass im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum an der Obermosel bereits Fuß gefasst hatte und die ländliche fränkische Bevölkerung christlich war.
In diese Zeit fällt auch die erste namentliche Erwähnung des Ortes als »Becghe« (Bech). So gilt die Grabkammer von Bech-Kleinmacher sowohl als Denkmal für die römische Weinkultur an der Mosel, als auch als seltenes Zeugnis der frühen Christianisierung dieser Region an der Obermosel.
Nach den Ausgrabungen wurde der Grabtempel auf der Grundlage des gut erhaltenen Grabtempels bei Nehren an der Mosel rekonstronstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Man nähert sich dem Tempel von der Hinterseite, vom Weinberg her kommend. Hier führt ein Gang hinab zur (verschlossenen) Grabkammer unterhalb des Tempels. Hier befinden sich einige ausgestellte Funde, wie das Grabrelief, das einen Mann und eine Frau zeigt. Außerdem befindet sich vor dem Tempel eine Informationstafel auf Deutsch und Französisch, die ausführliche Informationen zur Geschichte des Tempels bietet.
Lage / Anfahrt:
Öffnungszeiten, Eintrittspreis:
Der Tempel ist offen zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Quellen: Führer zu archäologischen Denkmälern, Band 24: »Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz«; Straße der Römer auf visitmoselle.lu