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Wie die Franken lebten…

Kult und Kirche

Chlodwig I. diktiert die ›Lex Salica‹

Bevor sie zum Christentum konvertierten, hatten die Franken ihre Stammeskulte gepflegt. Neben allgemein germanischen Traditionen verehrten die Franken den germanischen Gott, »Tuisto«, dessen Sohn, den Stammvater »Mannus« sowie dessen Sohnes »Istio«. Dies berichtete  Tacitus in seiner ›Germania‹.

Demnach hatte Mannus drei Söhne, nach denen die Stämme benannt wurden: Die am Meer siedelnden »Ingaevonen«, die mittleren (im Landesinnern lebenden) »Herminonen« und die am Rhein lebenden »Istaevonen« genannt wurden.

Für die merowingischen Herrscher gab es darüber hinaus eine mythologische Herkunftssaga von einem Meeresungeheuer als Begründer des Merowingergeschlechtes.

Für die frühen Franken hatte die Natur und die in ihr wirkenden Kräfte eine hohe Bedeutung. Es gab heilige Plätze und hölzerne Tempel in Wäldern und Auen, ebenso gab es geschnitzte Figuren, die heiligen Tieren nachempfunden waren. 

Die Franken kannten Tieropfer (Pferdeopfer) und Menschenopfer. So ist überliefert, dass noch nach ihrer Christianisierung fränkische Krieger vor dem Überqueren eines Flusses dem Flussgeist die Leichen von Gefangenen opferten.

Obwohl der Merowinger Chlodwig I. sich um das Jahr 497 (das genaue Datum ist bis heute in der Forschung umstritten) hatte taufen lassen, verblieben viele Franken lange ihren alten Glaubensvorstellungen verhaftet.

Bei den Germanen war ursprünglich die Brandbestattung üblich. Ab dem 4. Jahrhundert gingen die Franken zur Körperbestattung über mit je nach Status des Verstorbenen mit mehr- oder weniger reichhaltigen Grabbeigaben.

Siegelring Childerichs

Das im Mai 1653 in Tournai (Frankreich) wiederentdeckte Grab des Merwingerkönigs Childerich I. war ungewöhnlich reich ausgestattet. Im Grab befand sich ein purpurner, golddurchwirkter Mantel mit goldenen Zikaden besetzt. Man fand den goldenen Siegelring des Königs und einen Armreif aus massivem Gold, eine eiserne Wurfaxt, eine Lanze sowie eine Goldgriffspatha mit Parierstange und Scheide.

Das Skelett des Frankenkönigs maß 179 cm. Im Grab selbst befand sich ein geopferter Pferdekopf, in unmittelbarer Nähe waren weitere Pferde im Boden bestattet worden. Noch bis ins 8. Jahrhundert fand man – für christliche Gräber untypische – Grabbeigaben in fränkischen Gräbern, die auf »heidnische« Bestattungsriten hindeuten – so in den Gräberfeldern von Krefeld-Gellep (Gelduba).

Nach Gregor von Tours gab es noch zur Zeit von Theuderich I. (von 511 bis 533 König der Rheinfranken in Austrien), »heidnische« Tempel in Köln. Hier hatten die Franken geopfert und sich an Speise und Trank gütlich getan. Die im Lande verstreut liegenden fränkischen Tempel wurden in der Folgezeit verbrannt und an ihrer Stelle oftmals christliche Kapellen oder Kirchen errichtet.

Zur Abwehr »heidnischer« Bräuche waren in der ›Lex Ripuaria‹ Regeln festgelegt. So war z.B. der Haselzauber verboten. Die Früchte der Hasel galten als Liebeselixier. Dem Haselstrauch wurden Kräfte gegen Blitzschlag und Erdstrahlen zugeschrieben, Haselruten wurden als Wünschelruten verwendet und Haselzweige sollten Hexen abwehren. Trotz des Verbotes hielten sich die Haselbräuche noch bis ins hohe Mittelalter. 

Das fränkische Christentum entstand mit der Taufe Chlodwigs, die von epochaler Bedeutung war. Mit dem Übertritt galt das Reich als christlich (katholisch).

Taufe Chlodwigs

Da sich der Katholizismus schon in den Jahrhunderten davor bei den Galliern durchgesetzt hatte, gab es in dieser Hinsicht keine Konflikte zwischen Franken und Galloromanen.

Die Organisation der – von Rom abhängigen – gallischen Kirche hatte das Zerbröckeln des Römischen Reiches überdauert. Durch die Christianisierung des Frankenkönigs und seiner Gefolgsleute erfuhr die Kirche eine Konsolidierung. 

Die kirchlichen Verwaltungseinheiten (Diözesen) wurden gefestigt und bildeten eine Bastion im Fränkischen Reich. Von der Kirche war kein Widerstand gegen die fränkischen Herrscher zu erwarten; im Gegenteil sah sie sich voll eingegliedert in das fränkische Staatswesen dem sie sich unterordnete.

Dieses wiederum half den Merowingern, ihre Machtansprüche ohne Widerstand der Kirche auch gegenüber anderen gallorömischen Gebieten durchzusetzen und so ihr Reich zu vergrößern. 

Im Inneren bildete die Kirche gelegentlich Zufluchtsort für die »Opfer« der internen merowingischen Machtkämpfe. Gegenspieler des Königs und unliebsame Gaugrafen wurden entweder umgebracht oder man ließ ihnen die Wahl, sich scheren zu lassen und in ein Kloster zu gehen.

                      

Haus und Hof

Die Höfe der frühen Franken lagen verstreut auf dem Lande; allerdings gab es dörfliche Siedlungsstrukturen und Weiler, insbesondere in der Nähe von Flüssen oder auf Waldlichtungen. 

Fränkisches Reich, Foto © Juschki, CC BY-SA 3.0

Das am häufigsten verwandte Baumaterial war Holz. In den fränkischen Expansionsräumen links des Rheins und in Toxandrien (eine Region in Nordbrabant, zwischen den Flüssen Maas, Dijle und Schelde) knüpften die Franken an die aufgegebenen Siedlungsräume der Römer an.

Da die Viehhaltung eine große Rolle spielte, siedelte man wegen der Wasserversorgung bevorzugt an Gewässern.

Eine Hausgruppe umfasste Wohngebäude, Annexbauten, Stall- und Speicher, alles von einer Umfriedung eingezäunt. Die Überwindung des Zaunes (nicht erst das Eindringen ins Haus) stellte bereits eine Rechtsverletzung dar. In der Bauweise der Wohnhäuser lassen sich zwei unterschiedliche Typen unterscheiden:

  • ebenerdige Pfostenbauten
  • eingetiefte Grubenhäuser

Die Größe der ebenerdigen Bauten schwankte zwischen 10 und 40 Metern, die Breite lag in der Regel bei 4 bis 6 Metern. Die Balken-Konstruktion der Gebäude verlangte eine kompetente und solide Zimmermannsarbeit. Die Gebäude waren meist einschiffig, mit einem bis zum Dach offenen Mittelteil mit Herdraum. 

fränk. Bauernhaus in Mitteldeutschland

Nicht selten waren die Häuser Wohn-/Stallhäuser in denen in einem abgetrennten Bereich das Vieh untergebracht war. Das im heutigen Oberfränkischen so bezeichnete »Ernhaus« war so ein traufseitig erschlossenes Wohnstallhaus mit Eingang an der Längsseite, der in den Ern (den zentralen Flur mit Herd) führte.

Das Grubenhaus war einfacher angelegt. Es wurde eine rechteckige oder ovale Grube ausgehoben, im Durchmesser drei bis vier Meter. Mit einem bis zum Boden reichenden Dach versehen, mag es wie eine zeltartige Hütte ausgesehen haben.

Mehrere solcher Hofanlagen bildeten den Weiler oder das Dorf. Daran anschließend lagen die Gärten, Wiesen und Felder, je nach Gegend auch Weinberge. 

Die Namen der Dörfer endeten vielfach auf »-weiler«, »-rode« und insbesondere auf Formen von »-heim« oftmals umgeformt zu »-um« (Beispiele: Gerresheim, Blankenheim, Latum → Latenheim, Ossum → Ochsenheim).

Bauer beim Schärfen einer Sense

Die Landwirtschaft bildete für die Franken die wichtigste Existenzgrundlage. Auch wenn (oder weil) der »Bauer« die Regel war, so gab es dafür kein spezielles Wort. Jeder auf dem Lande lebende Franke war ein Bauer.

In Übersetzungen taucht die Bezeichnung »Ackerer« oder »Ackermann« auf. Das Wort ›Bauer‹ – im Sinne von »das Land bebauen« – entstand erst in der frühen Neuzeit.

Wegen der Vergänglichkeit der Materialien fand die Archäologie kaum Gerätschaften aus Holz oder Knochen, allerdings vereinzelt eiserne Pflugscharen, Sicheln, Sensen, Spaten- und Sägeblätter sowie Winzermesser.

Ab dem 6. Jahrhundert war die Töpferscheibe üblich, davor fertigte man Tonwaren »von Hand«. 

Von besonderer Bedeutung war die Viehzucht. Rinder und Ziegen waren kleinwüchsig und von geringem Gewicht. Auch die Pferde waren mit einer Widerristhöhe von 140 cm etwa so groß wie wir sie heute von Islandpferden kennen. Sie waren von gedrungener Gestalt und wurden, neben Ochsen auch zur Feld- und Waldarbeit herangezogen. Zur Fleischversorgung hielt man insbesondere Schweine, aber auch Geflügel (Hühner, Gänse).

Man geht heute von Schweineherden in der Größenordnung von 25 bis 50 Tieren aus, bei Rindern waren die Herden kleiner. Viehdiebstähle wurden streng geahndet. Die ›Lex Salica‹ sah abgestufte Strafen für Viehdiebstähle vor. In den Volksrechten wird der Schweinehirt vor den Rinder-, Schaf- und Ziegenhirten hervorgehoben, etwa durch ein höheres Wergeld (Bußgeld für Totschlag).

Teichgeflügel und Hühner hielt man auch wegen der Eier. Die Bienenhaltung war ein wichtiger Zweig der Landwirtschaft, da Honig im Prinzip das einzige Mittel zum Süßen von Speisen und Getränken darstellte (eingehegte Bienenkörbe zählten zum Hausfriedensbereich)

Das Pferd war Arbeits- und Reittier; eine Pferdeherde bestand aus dem Hengst mit bis zu 12 Stuten und Fohlen.

Fränkischer_Rheinkahn_(9.Jhdt.), Foto © Hartmann Linge, CC BY-SA 3.0

Auch der Fischfang mit Netz und Reuse hatte eine gewisse Bedeutung. 

An Getreide wurden die Vorläufersorten der heutigen Weizen- und Gerstenarten angebaut, in geringerem Maße auch Roggen und Hafer. Flachs diente zur Leinenherstellung und zur Ölgewinnung.

Von den Römern kannten die Franken den Weinanbau. 

Im rechtsrheinischen Raum des Frankenlandes hielten sich die vorgenannten Strukturen bis in die Karolingerzeit. Im linksrheinischen Gebiet des heutigen Deutschland waren viele römische Siedlungen und Kastelle durch Frankenangriffe zerstört und geplündert und ließen keine Besiedlung mehr zu.

Lediglich die großen Städte wie Köln, Trier, Koblenz oder Mainz waren durchgängig von der Römerzeit über die Frankenzeit bis in die Neuzeit bewohnt. 

Kastelle wie Gelduba (ein römischer Garnisonsplatz am Niedergermanischen Limes) wurden dem Erdboden gleichgemacht oder verfielen. Das heutige Bodendenkmal liegt im Krefelder Stadtteil Gellep-Stratum am Niederrhein. Besonders bekannt wurde der Siedlungsplatz durch seine Nekropole, von der über 6.000 Gräber archäologisch untersucht wurden. Die Belegungsdauer der Gräberfelder reicht vom ersten bis zum achten Jahrhundert

Das gilt auch für die ehemals blühende Römerstadt Xanten (Colonia Ulpia Traiana). In der einige hundert Meter südlich errichteten neuen Stadt findet man reichlich als Baumaterial verwendete Mauersteine der alten Römersiedlung.

Anders war die Situation in den (gallorömischen) Städten – soweit sie nicht von den vor den Franken flüchtenden Bewohnern verlassen waren. Im heute französischen Teil des Frankenreiches fanden die Franken mit Mauern umgebene Städte und Häuser in Steinbauweise vor. Etliche Franken, insbesondere jene von höherem Stand, ließen sich dort nieder oder heirateten in städtische Familien ein.                          

Eine Unterscheidung der Siedlungsstrukturen, Bauweisen, der Bestattungsformen oder der Bräuche von Saliern, Rhein- und Moselfranken ist – für die frühe Frankenzeit – weder durch schriftliche Quellen belegt noch durch archäologische Befunde möglich.


Quellen: academia.edu; www.wissen.de; de.wikipedia.org;;