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Die Römer und der Wein

Das Weinbaugebiet an der Mosel ist das älteste Weinbaugebiet in Deutschland. Funde, welche einen frühen Weinanbau belegen, gehen jedoch bereits zurück in die Zeit der Kelten, die zirka 500 vor Christus in der Region siedelten und bereits Wein für den persönlichen Bedarf anbauten.. 

Es waren jedoch die Römer, die hier als Erste einen professionellen Weinbau betrieben haben. Das ist u.a. belegt durch die zahlreichen großen römischen Kelteranlagen, welche man entlang des Flusses bei Grabungen entdeckt hat.


Es ging den Römern vor allem darum, ihre Truppen mit Wein zu versorgen, denn ein Teil des Legionärsoldes wurde in Wein bezahlt.

Wein bei den Römern bedeutete aber auch: »Masse statt Klasse«. Der Wein hatte einen mehr oder weniger ausgeprägte Essiggeschmack. Das kam unter anderem an von der angewandten Gärmethode: Es wurden nämlich  keine Gärungshilfen eingesetzt. Das hatte zur Folge, dass die Gärung schlecht zu unterbrechen war. 

Phantasieporträt des Marcus Porcius Cato in einem neuzeitlichen Stich

Die Römer tranken ihren Wein nie unverdünnt. Es gab ihn jeden Tag und zu jeder Tageszeit. Zu den Mahlzeiten wurde Wein getrunken, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. Zum ientaculum (Frühstück) über das prandium (Mittagessen) bis hin zum cena (Abendessen) war der Konsum im Tagesverlauf ansteigend.

Wein wurde von allen Schichten der Bevölkerung konsumiert und es war wohl auch nicht ungewöhnlich, dass Sklaven Wein tranken. Marcus Porcius Cato Censorius (ein römischer Feldherr, Geschichtsschreiber, Schriftsteller und Staatsmann), genannt Cato der Ältere, empfahl für die auf seinem Gut arbeitenden Sklaven eine tägliche Ration von einem Sextarius, dass entspricht 0,542 l). 

Der Tagesverbrauch für einen männlichen Einwohner der Stadt Rom kann auf durchschnittlich ca. 0,8 bis 1 Liter geschätzt werden, bei der weiblichen Bevölkerung dürfte er bei etwa 0,4 bis 0,5 l am Tag gelegen haben. Wie oben erwähnt hatten Soldaten im Feld ein Anrecht auf ein »ordentliches« Tagesquantum. 

Exakte Zahlen hierüber sind aber nicht zu finden. Man könnte aber der o.g. Wert von 0,542 l Wein pro Tag für einen Sklaven als Grundlage annehmen und den Wert für einen Legionär mindestens verdoppeln. Die Weinkultur war aus dem täglichen Leben im Römischen Reich kaum wegzudenken,

So musste für die Versorgung der Truppen an der Mosel eine große Menge vorgehalten werden. Gänzlich durch »Importe« aus dem Römischen Reich lässt sich das auf Dauer nicht bewerkstelligen. Folglich wurden Rebstöcke angepflanzt, um die Versorgung vor Ort sicherzustellen. Bevor jedoch die ersten nennenswerten Ergebnisse des Weinanbaus aus den neuen Anbauflächen zur Verfügung standen, musste der Wein an die Mosel als Handelsware nach wie vor »importiert« werden.

       

Weinhändler – gab es die im antiken Rom?

Natürlich! Der An- und Verkauf von Wein war sogar einer der bedeutendsten Zweige des römischen Handels! Der »vinarius« (mercator vinarius) – Weinhändler – war entweder als Großhändler im regionalen oder im Fernhandel tätig oder als Einzelhändler.

     

Weinläden und Weinhändler

Die »taberna« (Geschäft) der Weinhändler waren bereits von außen durch einschlägige Schilder zu erkennen – wie etwa heute im englischen Sprachraum der »Liquor Store«. Man fand sie im Umkreis der Märkte und in den Handwerksvierteln. Sie waren also bestens erreichbar und auf dem Weg zum täglichen Einkauf.

In Rom gab es sogar einen eigenen Weinhafen (portus vinarius) und einen vermutlich direkt angrenzenden Spezialmarkt für Wein (forum vinarium).  

Weintransport der Römer, © Vigilia Romana Vindriacum

Die erheblichen Umsätze der Weinbranche sind unter anderem an dem »Scherbenberg« (›Monte Testaccio‹ zwischen Aventin und Tiber) zu erkennen. Dorthin warf man jahrhundertelang die Scherben von Weinamphoren. Auch in anderen Provinzstädten gab es vermutlich Weinmärkte und Konsum in ähnlichem Maße.

Das Zentrum des damaligen war die Gegend um Rom. Seit dem 2. Jhdt. n. Chr. waren die Weinhändler Regionen übergreifend tätig. Der Weinhandel umspannte die gesamte römische Welt trotz protektionistischer Bestrebungen in der Wirtschaftspolitik zugunsten einheimischer  Winzer.

Besonders gallische und spanische Weine, aber auch Weine aus Griechenland und Kleinasien wurden nach Italien importiert. Ebenso gelangten aber auch italienische Weine in alle Provinzen. Durch Funde von Amphoren lassen sich heute die Warenströme rekonstruieren.

         

Weintransport

Replikat des Weinschiffes in Neumagen

Beim Seetransport wurde der Wein in Amphoren verschifft. Zu Land und auf Flüssen wurde er auch in Fässern transportiert. Im Trierer Raum wurden einige Reliefs gefunden, welche den Transport und Verkauf von Wein anschaulich darstellen (z.B. das »Weinschiff« von Neumagen).

Winzer genossen generell keinen schlechten Ruf. Es gab aber auch unter ihnen schwarze Schafe, die Wein verschnitten oder falsch etikettierten. Amphoren verstaubt aussehen zu lassen etwa war eine Möglichkeit, Wein zu »veredeln«, aber auch das Verschneiden edler Weine mit Minderwertigen wurde oftmals praktiziert.

Warum sich beispielsweise der Weinhändler Munna, ein Großimporteur massiliotischen Weines, in Rom nicht blicken ließ, glaubte Martial zu wissen: »Damit er nicht zufällig einmal seinen eigenen »grässlichen Wein« vorgesetzt bekomme«.

       

Weinschiffe

Trotz des gut ausgebauten Straßensystems, das sich über das ganze römische Reich einschließlich aller Provinzen erstreckte, wurde der Handel hauptsächlich mit Schiffen abgewickelt. Das lag daran, dass ein Schiff wesentlich mehr Güter wesentlich schneller transportieren konnte als die kleinen Wagen.

Abbildung von Classiari auf der Trajansäule (2. Jahrhundert)

Eigentlich waren die Römer kein Seefahrervolk. Deswegen waren viele Seeleute auch Griechen, Nordafrikaner oder Araber. Mit der Zeit gab es aber auch immer mehr römische Seefahrer.

Wenn man an römische Schiffe denkt, ist das erste Bild, das einem so einfällt, wohl eine prächtige Galeere, mit vielen Ruderern, einem Masten mit Segel und hunderten, jederzeit kampfbereiten Soldaten an Deck. Die hölzernen Handelsschiffe waren da ganz anders:

Sie hatten meist keine Ruderer, waren etwa 25 - 30 Meter lang, 8 - 10 Meter breit und konnten etwa 110 – 180 Tonnen laden. Das entspricht in etwa der Größe eines modernen Binnenschiffes. 

Sie hatten einen aus einem Stück gehobelten Hauptmast, an dem das Großsegel hing, sowie ein kleineres Vorsegel am Bug. Vor dem abgerundeten Heck, der Rückseite des Schiffes, war ein kleiner Balkon, von dem aus der Steuermann das Ruder betätigte und wo sich der Kapitän und vornehme Reisende aufhielten.

Daneben stand zu Verzierung oft ein Schwanenhals, der »apulstra« genannt wurde. Durchschnittlich fuhr ein Schiff etwa 6 Knoten, das entspricht etwa 4,2 Seemeilen oder 7,77 km pro Stunde.

          

Besatzung der Schiffe

Die Besatzung bestand aus einem Kapitän, einem Steuermann und einem Nautiker. Er legte den Kurs fest. Bei größeren Lastschiffen fuhr noch ein Beauftragter der Reederei, der für die Ladung verantwortlich war, mit. 

Er konnte den Kapitän zur Routenänderung zwingen, wenn die Ware vorzeitig abgesetzt worden war oder noch weitere Häfen angelaufen werden sollten. Außerdem waren natürlich noch Matrosen an Bord. Man orientierte sich tagsüber nach dem Stand der Sonne, nachts nach den Sternen.

      

Besondere Schiffstypen

Modell einer römischen Flußliburne

Oft wurden besondere Schiffstypen eingesetzt, die nur für den Transport einer Ware konstruiert worden waren, z.B. »naves lapidariae«, besonders verstärkte Schiffe, die für den Transport von Marmor bestimmt waren, »naves vinariae«, ausgestattet mit riesigen, bis zu 3.000 Liter fassenden Fässern, für den Weintransport und »naves granariae«, die für Rom besonders wichtigen Getreideschiffe, die keine technischen Besonderheiten vorweisen konnten.

     

Reisende

Es gab im alten Rom keine reinen Passagierschiffe. Man suchte sich am nächsten Hafen ein Schiff, das bald in die Richtung auslief, in die man wollte. Dann zahlte man eine bestimmte Summe und bekam, falls noch Platz an Bord war, einen Platz.

Die Verpflegung »an Bord« bestand aus Wasser und einem Schlafplatz, für den Rest, also für das Essen mussten die Reisenden selbst aufkommen. Während ärmere Reisende alle zusammen mit den Matrosen unter Deck schliefen, bekamen die Reichen für entsprechend mehr Geld meist eine Kajüte bei denen der Offiziere und des Kapitäns.

      

Amphoren als Transportmittel

Römische Weinamphoren, Foto: © Etimbo, GNU Free Documentation License

Da die Waren, gleich ob Wein, Lebensmittel, Waffen oder sonstige Güter vom Ort der Herstellung, bzw. dem Handelszentrum zum »Verbraucher« transportiert werden mussten, benötigte man entsprechende Behältnisse oder »Verpackungen«. Hier kamen u.a. Amphoren zum Einsatz.

Amphoren dienten für den Transport von Lebensmitteln aus dem Mittelmeerraum (Olivenöl, Wein, Fischsauce, seltener Südfrüchte).

Oft waren die etwa 15 bis 80 Liter fassenden »Einwegverpackungen der Antike« beschriftet: Ware, Herkunft, Transportfirma, Kontrollvermerke usw. wurden angegeben.

Daneben kannte man, insbesondere für Wein, auch (die archäologischen selten nachgewiesenen) Fässer mit bis zu 3.000 Liter Inhalt. 

Beschriftungen, erhaltene Reste des Inhalts und Vergleiche der Amphorenformen ermöglichen es vielfach, bestimmte Verpackungsformen einem spezifischen Inhalt zuzuweisen. Einige Formen oder/und Tonarten sind typisch für bestimmte Weine unterschiedlichster Provenienz.

Beim Wein verändert sich das Angebot im Laufe der Zeit am meisten, was teilweise mit der Erschließung neuer Anbaugebiete. So wurde etwa der aus den schriftlichen Quellen wohlbekannte Wein aus Gaza im Heiligen Land von den Römern geschätzt wurde. Der «Gaza- und Ashkelon-Wein« galt als besonders hochwertig und wurde von diesen beiden Häfen aus in den ganzen Mittelmeerraum verschifft. 

         

Veränderte Trinkgewohnheiten bei Wein

Wein wurde zuallererst nach der Färbung unterschieden in:

  • Vinum nigrum (dt. Schwarzer Wein), 
  • Vinum sanguineum (dt. Blutroter Wein), 
  • Vinum fulvum (dt. Gelber Wein) und 
  • Vinum album (dt. Weißer Wein)

Eine weitere Unterscheidung betraf die Süße. Hier unterschied man (Vinum dulce) und außerordentlich süße Weine (Vinum praedulce). Diese waren die am meisten bevorzugten Arten. Beliebt war auch das Mulsum, ein stark mit Honig gesüßter Wein, den man vorzugsweise zum Mittagessen trank, alternativ auch als Aperitif vor dem Abendessen. Das Verhältnis Wein zu Honig lag dabei gewöhnlich bei etwa 4:1 bis 2:1.

Die Weine konnten einen Alkoholgrad von bis zu 16 bis 18 % aufweisen. Einige Weine konnten sogar einen maximalen Alkoholgehalt von 20 % erreichen.

Beim Wein finden wir im Laufe der Zeit auch stärkere Veränderungen im Angebot. Dies hängt mit der Erschließung neuer Anbaugebiete, mit politischen Veränderungen, teilweise auch wie auch heute noch mit modischen Trinkgewohnheiten zusammenhängt.

Wenn man bedenkt, dass die einheimische Bevölkerung vor der Eroberung unseres Gebietes durch die Römer zu Caesars Zeit als Südimport nur den Wein aus Italien kennen und schätzen gelernt hatte, aber keine anderen südliche Lebensmittel, beeindruckt die Umstellung vieler (aber natürlich nicht aller!) Essgewohnheiten und Zubereitungsarten von Speisen nach südlicher Art.    

Die importierten Lebensmittel illustrieren, wie rasch und stark die als Vorbild empfundene römische Kultur bis in die Bereiche des täglichen Lebens hinein wirkte. Auch hier an der Mosel finden wir mannigfaltige Artefakte aus römischer Zeit. Es lässt sich nur erahnen, welchen Stellenwert Speisen und Getränke bereits vor 2.000 Jahren hatten.


Quellen: vigilia-romana-vindriacum.de; imperium-romanum.info; forumtraiani.de; wikipedia.org; forumtraiani.de;