Bei Nennig heißt eine kleine Erderhöhung »das Wichtelknäppchen«.
Dorthin trug einst eine Frau ihren Leuten am Kirmessamstag das Abendbrot. Der Kuchen aber, den sie erst vor einer Stunde aus dem Ofen geholt, roch den Wichtlein so anmutig in die Nase, dass sie aus ihrem Bodenloch hervorkamen und riefen: »Frau! Back mir einen Kuchen, back mir einen Kuchen!«
Die Weibsleut von Nennig waren zu der Zeit schon schnell und schnippisch wie heut.
Die Frau drehte sich auf der Ferse um und meinte: »Erst backt ihr euren Wichtleinskuchen und rufet uns zur Kirmes. Wann feiert ihr Kirmes?«
Das verdross die Wichtlein gar sehr, denn sie taten in der Gegend viel Gutes, und sie kamen nie wieder.
Die Frau war ebenfalls verschwunden; in klaren Nächten sieht man sie mit ihrem Korbe dort vorbeikommen; die Wichtlein tanzen im hellen Mondschein auf dem Hügel und spotten: »Back mir einen Kuchen! Back mir einen Kuchen!«
Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883