Das »Deutsche Eck« erhielt seinen Namen durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenfluss von Rhein und Mosel im Jahr 1216. Dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel verdankt auch Koblenz auch seinen Namen – aus »Castellum apud Confluentes«, lateinisch für »das Kastell bei den Zusammenfließenden« wurde im Laufe der Zeit der heutige Name Koblenz.
Das eigentliche Deutsche Eck – Deutschherrenhaus mit dem Kreuz des Deutschen Ordens
Erzbischof Theoderich von Wied rief 1216 die Ritter des Deutschen Ordens nach Koblenz und schenkte ihnen einen Teil des Geländes der Kastorkirche mitsamt dem angeschlossenen St.-Nikolaus-Krankenhaus. Sein Schenkungsmotiv war vermutlich die Sicherstellung der örtlichen Krankenpflege.
Unmittelbar an der Einmündung der Mosel in den Rhein errichtete der Orden bald danach die Deutschordenskommende Koblenz, die zum Sitz der Verwaltung (Ballei) der Ordensprovinz Koblenz wurde. Sie war dem Hochmeister direkt unterstellt. Nach der Errichtung des Herrenhauses trug der Mündungsbereich zunächst die Bezeichnung »Deutscher Ordt«, später dann »Deutsches Eck«.
Das »Deutsche Eck« heute
Das Deutsche Eck ist heute eine künstlich aufgeschüttete Landzunge in Koblenz an der Mündung der Mosel in den Rhein. Im 19. Jahrhundert wurde das heutige Areal über eine Mole mit einer vorgelagerten Sandbank verbunden, um einen Nothafen an der Moselmündung zu schaffen. Mole und Sandbank trugen im Koblenzer Volksmund den Namen »Honsschwanz« (Hundsschwanz), weil sie geografisch den letzten Ausläufer des Hunsrücks bildeten.
Das darauf stehende Denkmal ist 37 Meter hoch, wobei 14 Meter auf das Reiterstandbild entfallen. Es beruht auf den Plänen des Architekten Bruno Schmitz, bekannt durch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, das Kyffhäuserdenkmal und das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.
Heute ist das »Deutsche Eck« Besuchermagnet für mehr als 2 Millionen Menschen jährlich. Seit 2002 gehört es zum UNESCO-Welterbe »Oberes Mittelrheintal«. Des Weiteren ist es ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention und mit dem blau-weißen Schutzzeichen gekennzeichnet.
Errichtung des Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals
Einige Wochen nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. im Jahre 1888 entstand in staatlichen wie privaten Kreisen die Idee, dem verewigten Fürsten als Dank für die in drei Kriegen (1864, 1866, 1871) erkämpfte Einigung Deutschlands ein Denkmal zu errichten.
Unter den zahlreichen Bewerbern um den Standort war auch Koblenz. Die Standortentscheidung überließ man dem jungen Kaiser Wilhelm II., der sich 1891 für Koblenz und die Stelle am Zusammenfluss von Mosel und Rhein entschied.
Nachdem das erforderliche Gelände durch Zuschütten des Hafens geschaffen war und eine nationale Sammelaktion die erforderliche Million Mark erbracht hatte, konnte das Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal der Rheinprovinz errichtet und am 31. August 1897 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht werden.
Das Reiterstandbild hat der Bildhauer Emil Hundrieser gestaltet. Es zeigt den Kaiser in Generalsuniform mit wallendem Mantel. Der Reiterfigur am Deutschen Eck ist ein geflügelter weiblicher Genius, der einen Lorbeerkranz und die Reichskrone präsentiert, beigefügt.
Die Front des Denkmals ziert ein Relief mit dem Reichsadler, der Schlangen packt und Feinde bedrängt. Darüber ist in großen Lettern Wilhelm dem Großen eingemeißelt, was als Versuch Kaiser Wilhelms II. zu verstehen ist, einen Titel populär zu machen, der sich aber nicht durchsetzen konnte.
Auf dem oberen Teil des Sockels sind die beiden letzten Verse des Gedichtes Frühlingsgruß an das Vaterland des Koblenzer Dichters Max von Schenkendorf zu lesen: »Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu!«
Am 31.08.1897 wurde das kupfergetriebene Denkmal Kaiser Wilhelm I. in Anwesenheit Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht.
Geschichte
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Rheinland von alliierten Truppen besetzt. Koblenz unterstand zunächst der amerikanischen, dann der französischen Militärverwaltung. Die letzten französischen Soldaten verließen die Stadt Ende November 1929. Sogleich versammelten sich zehntausende Menschen am Deutschen Eck, um das Hissen der Reichsflagge auf der Festung Ehrenbreitstein zu verfolgen.
Am 22. Juli 1930 wurde das Denkmal erneut Kulisse von Feierlichkeiten nach Ende der alliierten Rheinlandbesetzung. In Vorbereitung hierzu wurden insgesamt 28 Pilzleuchten am Ufer und am Denkmal fest installiert. An diesem Tag besuchte Reichspräsident Paul von Hindenburg das Deutsche Eck zum Abschluss seiner Reise durch das freie Rheinland.
Nach einem Feuerwerk auf dem Ehrenbreitstein zum Abschluss der Feierlichkeiten kam es nahe dem Denkmal zu einer Katastrophe, als eine von Menschenmassen überlastete schmale Pontonbrücke einbrach und 38 Personen in den Tod riss.
Deutsches Eck in und nach dem 2. Weltkrieg
Bei den Luftangriffen auf Koblenz wurde die Innenstadt schwer verwüstet. Die Kastorkirche und das Deutschherrenhaus wurden ein Opfer der Flammen, das Deutsche Eck blieb dabei hingegen weitgehend unbeschädigt.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs näherten sich amerikanische Truppen der 3. US-Armee von der Eifel her der Stadt und begannen mit dem Artilleriebeschuss. Am 16. März 1945 wurde das Reiterstandbild von einer amerikanischen Artilleriegranate getroffen.
Ob dies Absicht war, blieb ungeklärt. Im Zusammenhang mit der unbelegten Behauptung, Dwight D. Eisenhower habe die Zerstörung gefordert, meinte Mario Kramp, wahrscheinlicher sei »die Befürchtung der Amerikaner, dass sich deutsche Soldaten im Denkmalbereich verschanzt hielten.«
Das Standbild hing nun zum Rhein hin vom Sockel herunter. Teile des raren Kupfers verschwanden, bis schließlich das restliche Standbild abgebaut und eingeschmolzen wurde. Teile der Figurengruppe tauchten später wieder auf, unter anderem der Kopf des Kaisers, der sich heute im Koblenzer Mittelrhein-Museum befindet.
Die französische Militärregierung plante, den Sockel abzubauen und durch ein neues Denkmal für Frieden und Völkerverständigung zu ersetzen. Wegen Geldmangel wurde dieser Plan aber nicht realisiert.
Theodor Heuss widmete den reiterlosen Sockel 1953 zum Mahnmal der deutschen Einheit um. Zur Demonstration dieser Einheit wurden am Sockel die Wappen aller deutschen Länder sowie jene der ehemaligen Ostgebiete wie Pommern, Schlesien und Ostpreußen angebracht.
Vier Jahre später wurde auch das Saarland hinzugefügt. So diente der Sockel von 1953 bis 1990 als Mahnmal der Deutschen Einheit. Die Stelle des zerstörten Reiterstandbildes nahm ein Flaggenstock mit der Bundesflagge ein.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 ergänzte man die Wappenreihe durch die Namen der fünf neuen Bundesländer.
Im Herbst 1993 wurde schließlich wieder eine Nachbildung der Skulpturengruppe nach vorausgegangenen kontroversen Diskussionen auf dem Sockel angebracht.
Der ehemalige Verleger der Rhein-Zeitung Werner Theisen gründete die Bürgerinitiative Deutsches Eck e.V.. Eine von Theisen im März 1988 in Auftrag gegebene Meinungsumfrage unter den Koblenzer Bürgern ergab, dass 80 % einer Rekonstruktion des Denkmals zustimmten.
Die Bürgerinitiative und Theisen gaben am 28. Februar 1989 beim Düsseldorfer Metallbildhauer Raimund Kittl die Rekonstruktion der Figurengruppe in Auftrag.
Am 16. Mai 1992 traf die Skulptur über den Rhein an Bord der MS Futura in Koblenz ein. Wegen der notwendigen Sanierung des Sockels blieb die für 3 Millionen DM wiederhergestellte Figurengruppe mehr als ein Jahr im Rheinhafen Koblenz bis sie am 2. September 1993 vom größten fahrbaren Gittermastkran Europas auf den Sockel gehoben wurde.
Die Aufstellung erfolgte am »Sedantag«, dem Tag der Kapitulation von Kaiser Napoleon III., was aber lediglich in Frankreich Beachtung fand.
Die Einweihung des wiederhergestellten Denkmals fand am 25. September 1993 statt.
An das »Mahnmal der deutschen Einheit« erinnern heute drei Betonelemente der Berliner Mauer, die gemäß Bronzetafel den »Opfern der Teilung (17. Juni 1953 – 9. November 1989)« gewidmet sind und die 1990 neben dem Denkmal am Moselufer aufgestellt wurden.
Das Deutsche Eck ist das Wahrzeichen der Stadt Koblenz und bedeutender Anziehungspunkt für Touristen. Am linksrheinischen Ufer zweigen hier die Rheinanlagen (Konrad-Adenauer-Ufer), am rechten Moselufer das Peter-Altmeier-Ufer ab.